Seit 2021 ist es eine Honda CB500F (Bj.2016, 17.700km), die meinen treuen "Esel", eine CB500 (Bj.1997, 27.700 - 92.000km, 2015-2020 - siehe Foto) abgelöst hat.

 

Erster Trip damit - 2022 drei Wochen Baltikum (was hat sich in 6 Jahren verändert? - Bericht folgt...)

Weitgereist auch der "Esel": 

2016 Baltikum, 2017 Nordkapp., 2018 ex-Jugoslawien

 

Davor vom 2000 bis 2015,  eine  BMW R850R.

Schweden, Dänemark, Österreich, Schweiz, Italien,Frankreich, Luxemburg, Belgien, Niederlande, Spanien, Tschechien, Polen, England... 145.000 gemeinsame Kilometer auf Reisen und im Alltag. Davor 1999 - Kawasaki Estrella (250ccm). Dänemark, Tschechien und nach BaWü zur SoFi.  Davor 1997/98 -MZ Silverstar. 

 


 

Moppeds sind für mich Teil einer Lebenseinstellung, Sie sind kein Statussymbol. So schön der aktuelle Customizing-Trend sein mag - nicht meins. Ebenfalls Dickschiffe á la Harley oder BMW-Reiseenduro - nicht meins. Ein unscheinbares, aber zuverlässiges Gefährt von der Stange reicht mir; ein paar Umbauten dienen der Verbesserung der Laufeigenschaften oder sind schlicht nötig - wie Gepäckbrücken oder Hauptständer. Daher habe ich auch ein Faible fürr Ratbikes (meine 850er war auch eines). Die Motorradhistorie hat auch Interessantes zu bieten: Die Cafe Racer der 60er in UK. Einst im Ace Cafe an der Northern Circular basiert, bis es 1969 schloss, entstand das "Ace" 2001 erneut als Bikertreff 

 


Wir sind weniger geworden. Wenige. Die jungen Fahranfängerinnen, deren blondes Zöpfchen aus dem Intergralhelm lugt, sitzen des öfteren auf modernen leichten KTM-300ern, der Wiedereinsteiger im Vorruhestand platziert seine Plauze lieber auf 1300 Choppern oder vollverkleideten Tourern – aber das tat er ja eigentlich schon immer. Und sonst hört man allerorten kurzhubige Vierzylinder Zwieback sägen. Und die Hipster, ja die lieben Z900RS oder 9T - „Retro“ mit Netz und doppeltem Boden.

 

Wir aber sind die echten Hippiepunks der Straßen. Wir – das sind die Treiber der Halbliter-Twins aus Kurt Cobains Tagen.

CB500, ER5, GS500 oder auch NTV 650 – einst standen diese Codes für Fahrschule, gähnende Langeweile, bestenfalls „the Commuters Choice“. Und so liegt längst die Mehrheit derer auf dem Schrott.

Doch wir wissen um die versteckten Vorzüge dieser Maschinen. Ihre Simplizität - auch die unfähigsten Nichtschrauber können mal eben den Luftfilter wechseln, eine Glühbirne oder vielleicht sogar einen Kupplungszug. Ihre Genügsamkeit – selbst bei Spritpreisen von einssechzig kann man mit den Schultern zucken, legt 25 Euros auf den Tresen und braucht sich die nächsten 350 km keine Sorgen zu machen. Von Steuern und Versicherung ganz zu schweigen.

 

Wir haben uns heute, im 21. Jahrhundert, bewusst für diese unscheinbaren betagten Maschinen entschieden, die keine Oldtimer aus dem Schlage einer Meriden-Triumph oder eines Zwei-Ventiler-Boxers sind.

Unsere Böcke sind die wahren Ratbikes, auch wenn die wenigsten mattschwarz oder rostig sind. Denn sie werden „gefahren“, täglich, als echtes Verkehrsmittel - und nicht nur mal eben bei Sonnenschein zur Eisdiele oder zum Treff „bewegt“. Und stundenlanges Putzen & Polieren steht kaum auf dem Programm.

 

Und so erkennen wir uns auf den Pisten auch oft von weitem. Kommt eine schmale Silhoutte mit H4-Rundscheinwerfer entgegen, wissen wir: einer von uns. Hören wir auf an der Ampel auf Nachbarspur ein unaufgeregtes, aber nicht zugestopftes Auspuffbrabbeln herankommen, ahnen wir: einer von uns. Und wir sehen Jeans und Lederjacke statt quietschbunter Kombis. Rucksack statt Kofferaufbauten. Klapphelme – nein. Und nie Uniformen eines MCs. Und selbst der größte Grüßmuffel in unseren Reihen lässt sich dann doch zu einem Nicken hinreißen, trifft er auf seinesgleichen.

 

Vielleicht sind die Rollerfahrer, die Opas mit Kippe im Maul, die auch im tiefsten Winter bei Glatteis und Schneeregen im Jogginganzug Richtung Baumarkt oder Aldi prötteln, noch härter als wir. Doch viel weiter kommen sie ja auch nicht. Wir hingegen schon, und so sind eben wir, so wir uns auf großer Fahrt in Gesellschaft von Reiseenduros und GT-Tourern mit Radio Arschheizung befinden, diese Rolleropas. Ungläubige Blicke am Nordkapp. Zweifelnde Nachfragen am Velebit.

 

Die Hersteller haben dankenswerter Weise die Kategorie der Brot-und Butter-Bikes nun doch nicht begraben, wie es vor Jahren fast den Anschein hatte. Doch was ist es, was die heutigen Maschinen dieser Kategorie nicht wirklich zur Alternative werden lässt, zumindest auf sinnlicher Ebene, trotz ABS, LED und sonstiger sinnvoller Entwicklungen? Wahrscheinlich ist es der Zeitgeist - das Primats des Designs vor der Nützlichkeit. „Funktion folgt Form“, so scheint es. Aber: Wer braucht schon einen Mini-Streetfighter von der Stange? Diese hässlichen Insektenfressen. Diese bescheuerten kupierten Schwänze, die kaum Spritzwasser abhalten können. Wo sind die Gepäckhaken? Wieso findet sich kein brauchbarer Soziusplatz an Bord – man muss ja nicht gleich nach Finnland zu zweit damit, aber wenn schon der Wochenendtrip zu zweit eine Qual wird, oder wenn man diesen Platz für mehr Gepäck braucht? Stauraum unterm Sitz? Wieso Hauptständer nur optional?

 

Es gibt also viele gute Gründe, unseren blassen Prinzessinnen die Treue zu halten, auch wenn viele von uns eine schicke oder feurige oder exotische Zweit- (oder auch Erst-)Maschine in der Garage stehen haben. Und wie oft liest man hier im Forum, dass der Tacho „genullt“ wurde? Genau. Eben deshalb.